Einsätze

Hochwassereinsätze

Hochwassereinsätze
Einsatznummer024-069-2021
EinsatzmeldungHochwassereinsätze
EinsatzortStadtgebiet
Alarmierung29.01.2021 16:17
Einsatzende30.01.2021 19:40
Einsatzdauer1 Tag 3 Stunden 23 Minuten
Personal200 Einsatzkräfte
Sonstige KräfteFeuerwehren Hanau, Maintal, Rodenbach, Ronneburg, Erlensee, Hammersbach, Hasselroth, Brachttal, Linsengericht, Wächtersbach, Bad Orb, KBI, stv. KBI, THW Erlensee, THW Steinau, Bürgermeister, Bauhof, Kläranlage, Energieversorger, Ordnungsamt
Bericht

(de) In der Nacht auf Samstag kam es in Langenselbold zum größten Hochwasserereignis seit dem Jahr 2003. Rund 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW aus 13 Kommunen waren fast 27 Stunden im Einsatz. Bis zum Samstagabend wurden 47 Einsatzstellen im Zusammenhang mit dem Hochwasser abgearbeitet.

 

Nachdem der Führungsdienst der Feuerwehr infolge der Hochwassermeldungen aus dem Oberlauf der Gründau bereits ab Freitagnachmittags die Pegelstände von Gründau und Kinzig kontrollierte, war bereits ein Anstieg der Pegel für die Gründaustadt abzusehen. Ab kurz nach 18 Uhr wurde dann die Technische Einsatzleitung (TEL) alarmiert und nahm gemeinsam mit Bürgermeister Timo Greuel und weiteren städtischen Mitarbeitern ihre Arbeit im Feuerwehrhaus auf. In der weiteren Folge wurde eine Bevölkerungswarnung über Katwarn und die Onlinekanäle der Wehr herausgegeben und eine Live-Ticker über die Einsatzmaßnahmen eingerichtet. Gegen 21:30 Uhr mehrten sich schließlich Anrufe aus dem Bereich rund um den Marktplatz, in denen Anwohner einen deutlichen Pegelanstieg der Gründau meldeten. Daraufhin wurden weitere Einsatzkräfte aus Langenselbold, sowie die THW-Ortsgruppen Erlensee und Steinau alarmiert, die in der Folge einen so genannten "Quick-Damm", eine mit Wasser gefüllt Barriere, setzten. Hierbei kamen auch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs zur Unterstützung zum Einsatz.

 

Gegen 23 Uhr wurde schließlich Vollalarm für die Feuerwehr Langenselbold ausgelöst, da bereits Wasser in erste Keller eindrang. In der weiteren Folge stieg der Gründau-Pegel immer schneller an, so dass er teilweise binnen einer Stunde um bis zu 60 cm zunahm. Im Feuerwehrhaus wurden zahlreiche Sandsäcke an betroffene Anwohner herausgegeben. Nachdem gegen halb 2 Uhr morgens bereits große Teile des so genannten Rentnerschnellwegs überflutet waren und sowohl am Marktplatz als auch rund um Brühlweg und Untergasse immer mehr Keller vollliefen, wurden weitere 500 Sandsäcke aus Maintal nachgefordert. Zudem wurden zwei Pferde von einer unter Wasser stehenden Koppel in der Untergasse gerettet.

 

Ab 4 Uhr stagnierte der Pegelstand der Gründau und es wurden sukzessive die Feuerwehren aus Hammersbach, Rodenbach, Ronneburg und Hasselroth nachalarmiert, um die zum Teil völlig erschöpften Selbolder Einsatzkräfte herauszulösen. Nach kurzer Verschnaufpause wurde gegen kurz vor 9 Uhr wieder Vollalarm für Langenselbold ausgelöst. Die Zahl der Einsatzstellen stieg zu diesem Zeitpunkt deutlich an. Zudem waren bis dahin bereits über 2000 Sandsäcke an Anwohner herausgegeben worden. Im Laufe des Vormittags wurden diverse Keller ausgepumpt, wobei auch ein Altenwohnheim und eine Gaststätte in der Uferstraße betroffen war. Nachdem sich die erste Sorge legte, meldeten sich etliche Bürger bei der Feuerwehr und unterbreiteten Unterstützungsangebote. Durch eine Pizzeria und einen Lebensmittelmarkt wurden den Einsatzkräften großzügige Lebensmittelspenden vorbeigebracht.

 

Zur weiteren Ablöse wurden ab mittags die Katastrophenschutzzüge aus Brachttal und Linsengericht, sowie weitere Einsatzkräfte mit Spezialausrüstung für Starkregenereignisse aus Wächtersbach nachgefordert. Landrat Thorsten Stolz und Kreisbrandinspektor Markus Busanni verschafften sich vor Ort einen Überblick über die Einsatzmaßnahmen. Gerade als sich die Lage rund um die Gründau merklich entspannte, meldeten Anwohner des Campingplatzes am Kinzigsee einen starken Anstieg des Pegels dort. Durch den Führungsdienst musste festgestellt werden, dass der Wasserstand des Kinzigsees zu diesem Zeitpunkt binnen einer Stunde um bis zu zwei Meter anstieg. Da eine Überflutung des Campingplatzes und der Kläranlage nicht mehr auszuschließen waren, wurden die Einsatzmaßnahmen schließlich am Kinzigsee konzentriert und weitere Katastrophenschutzzüge aus Hanau und Erlensee, sowie weitere 1500 Sandsäcke aus Maintal nachgefordert. Kinzigsee, Ruhlsee und die angrenzende Kinzig bildeten zu diesem Zeitpunkt einen See, bei dem keine Abgrenzungen mehr ersichtlich waren. Parallel dazu wurde der Rettungsdienst durch zwei Einsatzkräfte mit der Drehleiter unterstützt. Hier wurde ein Patient aus seiner Wohnung geholt und dem bereitstehenden Rettungswagen zugeführt.


 

Noch während der Einsatzmaßnahmen rund um den Kinzigsee fiel der Wasserpegel entgegen aller Befürchtungen nahezu genauso schnell wie er zuvor anstieg, so dass sämtliche Einsatzmaßnahmen ab 17:45 Uhr entbehrlich waren und ein Großteil der Einsatzkräfte aus dem Einsatz entlassen werden konnte. Um 19:30 Uhr konnte die Einsatzbereitschaft im Feuerwehrhaus schließlich aufgelöst und die Arbeit der TEL beendet werden. Gegen 20:35 Uhr wurden die Selbolder Wehrleute erneut zu einem Wassereintritt in einem Gebäude alarmiert. Hier war jedoch kein Eingreifen der Feuerwehr von Nöten.

 

Rund 200 Einsatzkräfte aus zwölf Feuerwehren und zwei THW-Ortsverbänden, sowie etliche Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtverwaltung waren abwechselnd insgesamt 27 Stunden im Einsatz, um 47 Einsatzstellen abzuarbeiten. Besonders erwähnenswert an dieser Stelle ist die Installation von drei Hochwasserrückhaltebecken zwischen Niedergründau und Langenselbold vor rund zwei Jahren. Nach Ansicht von Feuerwehr und Stadtverwaltung ist es alleine diesen zu verdanken, dass Langenselbold beim jüngsten Hochwasserereignis mit einem blauen Auge davonkam und ausreichend Zeit hatte, Vorkehrungen zum Schutz zu treffen. Ohne die Hochwasserrückhaltebecken wäre das Ausmaß der Überschwemmung und der damit einhergehenden Schäden immens gewesen und hätte sich nicht auf die unmittelbaren Gründauanrainer beschränkt.

 

Auch wenn den Einsatzkräften noch viele Stunden an Reinigungsarbeiten und dem Wiederaufrüsten der Fahrzeuge bevorstehen, zeigen sich Stadtbrandinspektor Markus Mohn und sein Stellvertreter Andreas Clement dankbar für die großartige Unterstützung bei der Bewältigung dieser außergewöhnlichen Einsatzlage. Der Dank der Selbolder Wehrleute gilt den angeforderten Feuerwehren, dem THW und den Mitarbeiten der Stadtverwaltung, genauso wie der Selbolder Bürgerschaft für zahlreiche Warm- und Kaltgetränke, Essensspenden und aufmunternde Worte.

Am Einsatz beteiligte Fahrzeuge

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